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Cat Stevens

Cat Stevens in den 70ern, discogs.com

Irgendwas lag an diesem Konzertabend im Saal des Bayerischen Rundfunks in der Luft. Aufgeregt sprang Popmusik-Urgestein Fritz Egner auf die Bühne, um seinen ganz besonderen Gast für heute Abend anzusagen: niemand Geringeren als Yusuf, früher bekannt als "Cat Stevens". "Zeigen Sie ihm, dass Sie ihn lieben - dann wird das Konzert lange dauern", legte Egner dem Publikum vorher noch ans Herz. Dann erschien Cat Stevens, wie er sich heute wieder gern nennen lässt, und spielte jedoch leider nur 40 Minuten. Die Stimmung der Zuhörer schwankte ein bisserl, doch konnte der Sänger den Abend für sich als gelungen verbuchen. "Man möchte es kaum glauben, aber er war unglaublich nervös und unsicher, wie das Publikum auf ihn reagieren würde", erzählte der damalige Bayern-3-Musikredakteur Edi van Beek, der den Riesencoup mit dem berühmten Künstler im Jahr 2009 erst eingefädelt hatte. Mit einem leisen "God bless you, Salam, Peace" verabschiedete sich der bescheiden lächelnde Superstar nach London, sichtlich gerührt, weil ihn seine Fans feierten.

Schwarze Wolken am Himmel

Wer ist dieser interessante Zeitgenosse mit den (mindestens) drei Namen? Geboren im Juli des Jahres 1948 in seiner Heimatstadt London als Steven Demetre Georgiou, startete der junge Mann schon als Teenie voll durch, erreichte bereits im zarten Alter von 18 mit seinen ersten Liedern "I love my Dog" und "Matthew and Son" die Charts, damit den Gipfel des Ruhms. Seinen Künstlernamen "Cat Stevens" wählte er einst, da ihm eine Freundin sagte, er habe die Augen einer Katze. Doch für den jungen Interpreten zogen schwarze Wolken auf: Denn im Jahr 1968 erkrankte er schwer an Tuberkulose, was ihn zu einer längeren Schaffenspause zwang. Erst 1969 kehrte der Sänger, mit Vollbart und einer akustischen Gitarre, zurück.

Cat zu Beginn seiner Karriere, pinterest.com

Im April des folgenden Jahres schaffte Cat mit seinem bekannten Lied "Lady D'Arbanville" erneut die Top Ten der britischen Hitliste. Die drei folgenden Langrillen "Mona Bone Jakon" und "Tea for the Tillerman" (beide 1970) und "Teaser and the Firecat" (1971) zeigten bereits auf, wie sich sein Sound verändern sollte. Statt sanften Popklängen nun eher leise, nachdenkliche Chansons im Folk-Stil mit teils komplizierten Texten. Was wären die 70'er ohne die genialen Songs "Father and Son", "Wild World" und "Moonshadow"? Besonders "Father and Son" mutierte zum Erkennungszeichen des werdenden Superstars. Eine großangelegte Amerika-Tournee und ein Musik-Projekt in Jamaika ließen Cat Stevens allmählich zu einer Ikone werden. Zwar verließ der Musiker im August 1974 England, um sich im fernen Brasilien niederzulassen, was jedoch seiner Popularität keinen Abbruch tat. Sein kleines Vinyl wie beispielsweise "Can't keep it in" (1972), "Another Saturday Night" (1974), "Two Fine People" (1975) und "To be a Star" (1977) hielten seinen Ruhm in aller Welt aufrecht und verteidigten seine Chart-Positionen.

Ein Zeichen Gottes

Bis er Mitte der Siebziger vor der Küste von Malibu fast beim Baden ertrunken wäre. Dies bezeichnete Cat Stevens stets als den Wendepunkt seines Lebens. Dass ihn tatsächlich eine Welle wieder an Land spülte, sah er als eine Fügung Gottes, und Cat Stevens wurde vom Topstar zu einem religiösen Menschen. Von Seiten seines Bruders kam er mit dem Islam in Berührung. Schließlich legte er 1978 seinen westlichen Namen ab, um sich fortan als "Yusuf Islam" dem Glauben zu widmen. Musik zu machen verbat er sich ab jetzt. Somit brach der Sänger mit seinem alten Leben, um ein völlig neues zu beginnen. Engagiert gründete er in London drei Islam-Schulen und verschwand aus dem Rampenlicht - bis auf weiteres.

Erst gegen 1989 tauchte sein (neuer) Name wieder in den Gazetten auf: Einige seiner Äußerungen zum Fatwa gegen den iranischen Schriftsteller Salman Rushdie erweckten den Eindruck, Yusuf Islam unterstütze den Mordaufruf gegen den Autoren. Hernach stellte Yusuf klar, dies sei mitnichten der Fall. Doch es sollte noch Jahre dauern, bis sich der Ex-Musiker wieder auf die Bühne wagte und eine neue Langrille vorlegen konnte. Erst 2007, also nach stolzen 28 Jahren, kehrte der englische Sänger und Komponist ins Musik-Business zurück, standesgemäß mit einem neuen Album namens "An Other Cup" - der Titel als namentliche Anspielung auf die 33'er Platte "Tea for the Tillerman" von 1970. Wie eingangs erwähnt, legte der Bayerische Rundfunk für ihn den Roten Teppich aus und managte ein abendliches Konzert. Während andere Regionen dieser Welt Yusuf nicht gerade willkommen hießen. So verweigerten beispielsweise die USA dem Künstler einst die Einreise per Flugzeug. Doch inzwischen haben sich diese Zeiten verändert - zum Besseren für Cat Stevens.

Cat Stevens ist Yusuf, en.mediamass.net

Yusuf, der Brückenbauer

Fortan versuchte er, beide Welten - die westliche und die islamische - spirituell zu vereinen. Auf seinen Werken verwendet er die Künstlernamen "Cat Stevens/Yusuf" gleichrangig und unterstützt soziale Projekte: 2008 publizierte er für die Menschenrechtsorganisatiom "Survival International" den Song "Edge of Existence". Zur Hilfe von Kindern im "Gaza-Streifen" produzierte Cat mit dem altgedienten Musiker und Grafiker Klaus Voormann den Song "The Day the World gets round" von George Harrison als Download-Single. Weitere Projekte: 2003 performte er in Kapstadt beim 46664-Konzert zu Ehren von Nelson Mandela den Titel "Peace Train". Und in seiner Heimatstadt London fungierte er nach den Bombenanschlägen im Juli 2005 als Antiterror-Berater der britischen Regierung.

Was blieb ist seine Leidenschaft, schöne Lieder zu schreiben. Seit 2007 erschienen mehrere Alben, welche an den Stil der Sechziger und Siebziger erinnerten. Sein jüngstes Werk "The Laughing Apple", September 2017 erschienen, kommt als ein Revival des Cat Stevens daher, der er vor zirka 50 Jahren einmal war. "Ich habe zurückgeschaut auf meine ersten Songs von 1967 und entdeckte darunter einige Perlen. Damals waren sie musikalisch überfrachtet. Und ich dachte, ich befreie sie von dem Ballast, singe sie so einfach, wie sie es nach meinem Gefühl sein sollten", erläutert Yusuf. Auf seiner Homepage ergänzte er die Termine seiner aktuellen Tournee durch Südafrika, Australien und Neuseeland. Heute lebt "der Mann, der einmal Cat Stevens war" samt Familie in Dubai und bleibt wohl ein Suchender nach Spiritualität. Und Musik bedeutet für ihn längst nicht mehr Teufelswerk. Mal sehen, mit welchen Projekten uns dieser interessante Sänger noch überrascht.

Joachim Eiding

Quellen: www.catstevens.com - www.augsburger-allgemeine.de - Das neue Rock-Lexikon, Barry Graves, Siegfried Schmidt-Joos und Bernhard Halbscheffel, Rowohlt - www.daserste.de - www.tagesspiegel.de - www.3sat.de - www.sueddeutsche.de - www.tz.de

 

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