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Alice Cooper

Alice Cooper Unmasked 1977, en.wikipedia.org

Frage an Euch alle: Wer hat sich, weit vor Grusel-Größen wie Marilyn Manson, mit bizarren Masken auf die Bühne gewagt, Schlangen um die Kehle gelegt und per Giullotine seine eigene Hinrichtung zelebriert? Na? Richtig, kein Geringerer als der gute Alice Cooper, Jahrgang 1948. Anfang der 70'er versteckte sich der "wahrgewordene Albtraum", bürgerlich Vincent Damon Furnier, noch in seiner Band namens "Alice Cooper". Ab 1974, als er seinen Musikern den Laufpass gab, um schließlich eine Solo-Karriere zu starten, übernahm Vincent einfach den alten Gruppennamen, und der legendäre Frontmann verwandelte sich eben in "Alice Cooper", den "Godfather of Shock Rock". Allerdings schaffte es der theatralische Exzentriker ab Mitte der 70'er kaum mehr, an alte Erfolge anzuknüpfen. Denn nach seiner einjährigen Showpause hatte sich die Welt des Schock-Rocks weiterentwickelt.

Alice Cooper, der Glam-Rocker

Von da an taugte seine Bühnenshow nur noch als Gimmick, welcher vor allem in speziellen Splatter-Movies, wie beispielsweise "Freitag, der 13." und "Die Fürsten der Dunkelheit" (von John Carpenter), seinen Widerhall fand. Musikalisch tauchte Cooper ab etwa 1975 in den Glam-Rock ab, in einer Reihe mit "Sweet", "Mud, "T. Rex" und "Slade". Auch textlich begann der Sänger, konkrete Botschaften unters Volk zu bringen. So versuchte Alice schon Jahre lang, seinem Publikum klarzumachen, "dass Amerika sich auf Sex und Gewalt aufbaut". Jedoch verhallte sein musikalischer, gestelzter Aufruf zur Rebellion gegen jede Autorität bei den Fans. War er tatsächlich sowas wie ein Revolutionär? Wohl kaum. Fast niemand ahnte nämlich, wie der Künstler privat lebte. Jenseits der Kameras verkörperte er eher den typischen, Budweiser trinkenden Durchschnittsamerikaner Vincent Furnier, der sich kaum für Politik interssierte, da sie ihn anödete: "Ich mag die Art und Weise, wie das System in den Vereinigten Staaten funktioniert. Es macht mir nichts aus, ausgenutzt und manipuliert zu werden."

Wie jeder Promi, der sich gern im Glanz der Massenmedien sonnt, versuchte Alice, überall dabei zu sein, um nicht den Anschluss an die Elite zu verpassen. Zu seinen Freunden zählten zeitweise der Surrealismus-Veteran Salvador Dali, der berühmte Komiker Groucho Marx sowie der Tänzer Fred Astaire. Aber Alice Cooper wäre nicht er selbst, wenn ihm als Rock-Musiker nichts mehr eingefallen wäre. Schließlich wollte er trotz allem im Geschäft bleiben. So begrüßte er sein Publikum mit seiner neuen Langrille "Welcome to my Nightmare" (1975), gefolgt vom fast schon seriösen Werk "Lace and Whiskey" (1977). Mit Songs wie "You and me" zeigte sich Cooper von einer völlig anderen, bis dato unbekannten Seite. Wer hätte schließlich Anfang der 70'er je gedacht, Alice Copper würde jemals Balladen mit Geigensound aufnehmen? Sicher niemand, andernfalls hätte ihn die Presse seinerzeit ganz einfach für "verrückt" erklärt.

Der ältere Alice, de.mediamass.net

Comeback nach Durstphase

Doch im folgenden Jahrzehnt flogen die Konsumenten nicht mehr so auf das Vinyl ihres einstigen Idols. Natürlich warf sein Label nach wie vor Platten auf den Markt. Doch Cooper's Ruhm verblasste allmählich; er war kein Star mehr. Dennoch glückte der einstigen Nervensäge aus Detroit, Michigan, zu Beginn der 90'er abermals ein Comeback. Freilich nicht ohne seine bekannt lockeren Sprüche: "Ich hab zu Hause kein elektrisches Licht. Daher komme ich allein mit der Helligkeit aus, die mein Fernseher mir spendet." Und den Worten folgten Taten: 1989 erfreute Alice die Musikwelt mit dem Album "Trash". Ob da der Name Programm war? Jedenfalls erreichte die ausgekoppelte Single "Poison" flugs die internationalen Charts. Was ihm für eine sehr lange Zeit verwehrt sein sollte. Und was macht das Enfant terrible heutzutage? Steht er noch auf der Bühne oder gar im Studio?

Des Rätsels Lösung: Neben diversen Film-Auftritten bietet der Musiker Alice Cooper bis heute eine gnadenlos gute Live-Show. Seine Konzerte und Tourneen gelten allgemein als ausverkauft. Sogar für 2017 steht schon der Terminplan: Im April startet Alice samt Band in der Stadt Biloxi, Mississippi; sein Weg führt ihn unter anderem durch die Staaten Illinois, Virgina, West Virginia, Alabama, Arkansas und auch Oklahoma. 2015 überraschte der Schock-Rocker die Popwelt, als er zusammen mit Joe Perry von Aerosmith und dem Mimen Johnny Depp das Bandprojekt "Hollywood Vampires" vorstellte. Fünf Jahre zuvor gastierte Cooper gar beim Wacken-Open-Air-Festival in nordischen Gefilden. Auch für seine Biografie "Golfmonster" nahm er sich Zeit. Fazit: Alice Cooper - ein Rock-Urgestein, das seit Ende der 60'er immer noch gefragt ist. Während viele andere Interpreten der 70'er längst vergessen in Omas Staubkiste auf dem Speicher lagern.

Joachim Eiding

Quellen: www.discogs.com - www.alicecooper.com - www.laut.de - www.allmusic.com - www.songkick.com - Das neue Rocklexikon, Band 1, Barry Graves, Siegfried Schmidt-Joos und Bernward Halbscheffel, Rowohlt, 1998 - Rock Dreams, Guy Peellaert, Verlag Walther H. Schünemann GmbH & Co, München, 1973

 

music4ever.de - Was macht eigentlich ... - Nr. 104 - 02/17