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Wolfgang

junger WolfgangDer junge Wolfgang Hofer, i.yting.com

Und nun Bühne frei für Abraham. Wie bitte? Der aus der Bibel? Nein, natürlich nicht! Dann vielleicht der mit den kleinen blauen Männchen, den Schlümpfen? Nee, mit den eigentlich ganz sympathischen Zwergen, stets auf der Flucht vorm bösen Zauberer Gargamel, hat unsere Geschichte ebenso nichts zu tun. Vielmehr geht es um einen Herrn, aus Wien stammend, der einst händeringend nach einem passenden Künstlernamen suchte. "Ich fand damals, mit dem Namen Hofer kann man Tiroler Freiheitskämpfer werden, aber kein Schlagersänger", seufzte der im niederösterreichischen Linz gebürtige Wolfgang Johannes Hofer und strich kurzerhand seinen Familiennamen als Künstler. Bis heute kennen wir ihn eben als Wolfgang. Dämmert es jetzt?

Eben. Sein erster Hit, mit dem er immerhin 1971 in der ZDF-Hitparade des Dieter Thomas Heck dem bis heute aktiven Heino den Spitzenplatz vor der Nase wegschnappte, kümmerte sich liebevoll um einen alten Trödler namens Abraham. Der junge Österreicher, bewaffnet mit einer blonden, eher etwas wilden Mähne, räumte alles ab und verwies die Konkurrenz auf die Plätze. Dabei überstieg der Text seines Songs "Abraham (Das Lied vom Trödler)" bei weitem alles, was bisher das Licht der deutschen Schlagerparade erblickt hat. Es schien, als sei ein neues Talent dabei, seinen Weg zum Ruhm zu festigen. Doch seine Nachfolgetitel wie beispielsweise "Song for Julia" (1971), "Sing' mit mir ein Hallelujah" (1973) und auch "Papillon" (1974) kamen immer schwerer in die Gänge. Allem Wortwitz zum Trotz stapelte sich leider sein Vinyl in den Regalen.

WolfgangPlattencover 1973, was-wurde-aus.at

Von Adamo bis Udo

Schade - doch Wolfgang verfügte noch über andere Talente: Schon früh bemerkten viele Musikproduzenten seine Gabe, ausdrucksstarke und hintersinnige Texte abzuliefern. Fortan schrieb der sympathische Künstler für Kollegen wie Adamo ("Rosalie, c'est la vie"), Harald Juhnke ("Väter sind auch nur Menschen"), Howard Carpendale ("Bilder meines Lebens") und sogar die ehemalige Prima Ballerina Margot Werner ("So ein Mann"). Jedoch dürfte seine intensivste Zeit die mit dem Entertainer Udo Jürgens gewesen sein. Diesem Superstar schenkte Wolfgang Hofer die Texte zu "Mein Bruder ist ein Maler", "Superstar", "Liebe ohne Leiden" und - siehe da - ebenso "Mit 66 Jahren". Zwischen beiden entwickelte sich eine echte Freundschaft, welche sich als fruchtbar, aber gelegentlich als anstrengend erwies. Wie geht es ihm nach Udos plötzlichem Tod? "Es ist alles ganz unwirklich. Ich habe noch seine Stimme im Ohr, wenn er auf den Anrufbeantworter gesprochen hat: Jaaa, Udo hier  … . Und es ist eine brutale Erkenntnis: Letztlich bleibt auch vom größten Helden neben dem Ruhm nur eine Handvoll Asche", seufzt Wolfgang.

Wie lebt der begabte Textdichter heute? "Ich bin glücklich mit einer eleganten, rheinischen Frohnatur verheiratet, lebe trotz Weißwein gesund, wohne mitten in München in der vierten Etage, nehme statt dem Lift die Treppe und brauche keine Tabletten", bringt der Sänger sein Leben auf den Punkt. Eine Homepage? Die braucht er nicht; dazu fehlen ihm "die Lust und die Eitelkeit". Trifft es ihn, dass er hierzulande als Textdichter vielen unbekannt ist? "Ich freue mich, wenn mir ein Text gelingt  … So kann ich als graue Eminenz gut im Hintergrund leben", erklärt der Musiker. Diese Worte machen den stillen Schreiber nur noch sympathischer.

Joachim Eiding

Quellen: www.songtexte-schreiben-lernen.de - www.wdr4.de - www.was-wurde-aus.at

 

music4ever.de - Was macht eigentlich ... - Nr. 93 - 07/15