Wem sagt der Name Ramona Wulf noch etwas? Aber klar, dies war einst das dunkelhäutige, hüpfende Mädchen aus Hessen - Tochter eines afroamerikanischen US-Soldaten und einer Deutschen -, welches ab 1970 Pop-Liedchen wie "Alles was wir woll'n auf Erden" trällerte und regelmäßig in der ZDF-Hitparade bei Dieter Thomas Heck logierte. (Und um eines klar zu stellen: Mit dem Ex-Bundespräsidenten Christian Wulff ist sie weder verwandt, noch verschwägert. Schließlich fehlt in ihrem Familiennamen ein zweites "f".) Doch weltweiten Ruhm erlangte sie erst ab Mitte der 70er als ständiges Mitglied der erfolgreichen Mädchentruppe "Silver Convention" - ein Projekt des so genannten "Munich Sound". Doch was macht Ramona heute? Singt sie noch? Aber lest selbst.
Aufgewachsen in Hanau zog sie in einem Talentwettbewerb 1969 in Hanau erste Aufmerksamkeit auf sich. Es folgte gar eine erste Single-Platte. Aber erst zwei Jahre später heimste sie mit dem Titel "Alles was wir woll'n auf Erden" ihren ersten großen Erfolg ein. Zahlreiche Gastspiele in der Hitparade des Herrrn Heck festigten, wie eingangs erwähnt, ihren Ruf als quirlige, junge Sängerin. Und in der Filmklamotte "Tante Trude aus Buxtehude" gab sie einige ihrer Liedchen zum Besten. Allerdings erfuhr ihre Karriere nach der 73er Kurzrille "Das weiß der Himmel allein" ein schroffes Ende. Keine der folgenden Platten gelangte in die Charts; nur ihre deutsche Version des schmalzig-süßlichen britischen Superhits "Sugar Candy Kisses", im Original vom Geschwisterpaar Mac & Katie Kissoon, fand noch Anklang.
Fly, Ramona, Fly
Wie gut also, dachte sich die Künstlerin, zur richtigen Zeit das Label zu wechseln. Denn im Jahr 1974 unterschrieb sie bei Jupiter-Records, der Firma von Producer Ralph Siegel. Dort startete sie als Teil der Girl-Group Silver Convention, wo sie neben der ebenfalls bekannten Penny McLean und der Sängerin Linda G. Thompson auf der Bühne stand. Während ihre Kolleginnen öfters mal die Band verließen, blieb Ramona als einzige dem Projekt von Produzent Michael Kunze und Komponist Sylvester Levay bis heute treu. (Übrigens benannte Sylvester Levay die Gruppe nach seinem Spitznamen "Silver".) Ihr Stil "Munich Sound" bewegte sich am ehesten zwischen Disco-Musik und dem "Sound of Philadelphia": weich getragene, violinähnliche Klänge mit Gesang wie von fernen Sirenen. Ihr größter Blockbuster "Fly, Robin, Fly" erschöpfte sich textlich gerade mal in einem mehrfach wiederholten Satz: "Fly, Robin, fly, up up to the Sky". Was aber der Liebe keinen Abbruch tat; der Song knackte nämlich die bärenharte Hot 100-Billboard-Charts der Vereinigten Staaten und kletterte bis auf die Erste Position. Damit gilt dieser Titel nach Bert Kaempferts "Strangers in the Night" erst als das zweite Opus aus deutschen Landen, welchem dies überhaupt gelang.
Allerdings erwies es sich für die Münchner Musikmacher als schwierig, geeignete Nachfolge-Hits zu finden. Zwar sprang das passable "Get up and Boogie" immerhin jenseits des Großen Teichs noch auf Rang Zwei, aber schon der Follow-up "No, No, Joe" schrammte elegant an den Charts vorbei. 1977 nahm Silver Convention für Deutschland am Eurovision Song Contest (ESC) mit dem Kurztitel "Telegram" teil. Ihre Performance, heute immer noch ein Augenschmauß, holte gar einen Achten Platz raus. Erste Sahne! Doch nachdem Penny McLean der Gruppe den Rücken kehrte, fiel das Musik-Projekt allmählich auseinander, und die Damen wandelten fortan auf Solopfaden.
Neue Wege in Berlin
Wie erging es Ramona Wulf dabei? In den folgenden Jahren brachte sie mehrere Singles auf den Markt, die allerdings ihre Wirkung verfehlten. Einzig ihr "Flashdance - Tanz im Feuer", eine deutsche Fassung von "Flashdance … What a Feeling" von Irene Cara, fand 1983 Beachtung. Heute, gefühlte hundert Jahre später, lebt sie, vom Musikbusiness zurückgezogen, mit ihrem Mann und den drei Kids in der Hauptstadt Berlin. Beruflich ging Ramona neue Wege: "Ich bin seit 2010 Heilpraktikerin für Psychotherapie und habe seit 2011 auch eine eigene Praxis in Berlin." Ab und an treffen sich die drei Mädels von Silver Convention, tauschen ihre Erfahrungen aus und pflegen ihre untereinander immer noch "sehr herzliche Beziehung". Vor allem mit ihrer Kollegin Penny McLean verbindet sie auch noch eine gemeinsame berufliche Basis.
Joachim Eiding
Quellen: Bild am Sonntag (BAMS) - www.allgemeine-zeitung.de - www.bild.de - www.schlager-forum.de - www.silverconvention.de
music4ever.de - Was macht eigentlich ... - Nr. 88 - 12/14