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Donovan

Lächelnd sah der Vater seinen Sohn, den Musiker, an diesem staubtrockenen Tag von der Seite an. "Und nun", schrie er von der Bühne ins gaffende Publikum hinunter: "Ja, nun wird mein Sohn ein echtes Wunder vollbringen. Es soll regnen, auf dass die Erde nass werde und trinke." Und urplötzlich zog sich der Himmel über der staunenden Menge zusammen. Ein paar Augenblicke später goß es wie aus Kübeln. Auf dem Podium hob der Barde freudig seine Gitarre, während ihm seine Fans begeistert zujubelten. Wer noch rätselt, welcher Sänger und Komponist an jenem Tag - irgendwann in den 60ern - ein solches Konzert gab, dem kann geholfen werden: als Star des Abends stahl Mr. Donovan Leitch (bekannt als "Donovan") allen die Show. Ob sich dieses nahezu unfassbare, aber überlieferte Ereignis tatsächlich auf diese Weise zugetragen hat, bleibt ungeklärt. Aber es unterstreicht den mystischen Kult um den "schottischen Bob Dylan" Donovan.

DonovanFoto: donovan.ie

Obwohl am 10. Mai des Jahres 1946 in der ehemaligen Stahlmetropole Glasgow geboren, entwickelte sich Donovan zu einem der erfolgreichsten und fantasievollsten Folksänger der britischen Musikgeschichte. Seinen ersten Erfolg feierte der junge Künstler 1964 bei einem Auftritt in der Fernsehshow "Ready, Steady, Go!", ohne je eine Platte auf den Markt gebracht zu haben. Doch erwies sich dies als solider Grundstein für seine langjährige Karriere, denn nur ein Jahr später kletterte seine Folk-Ballade "Catch The Wind" auf Platz 3 der BBC-Charts. Es folgten 1965 noch weitere Chartbreaker wie das allseits bekannte "Universal Soldier", welches allerdings ursprünglich aus der Feder der kanadischen Sängerin Buffy Saint-Marie stammte. Galt Donovan anfangs noch als politischer Kämpfer, der englische Politiker verbal angriff, wandelte sich sein Image recht bald: Denn er wollte "nicht mehr gegen das singen, was er hasst, sondern für das, was er liebt". Und dies gelang dem Barden mit einzigartig poetischer Leuchtkraft.

Von Led Zeppelin bis No Angels

Die ersten Jahre spielte Donovan ausschließlich akustischen Folk, ergänzte um 1966 sein Repertoire jedoch um etwas härtere Rock-Klänge. Als Resultat bleiben Ohrwürmer wie "Sunshine Superman", "Mellow Yellow" und auch "Hurdy Gurdy Man" bis heute präsent. Bei einigen Songs griffen ihm Jimmy Page und John Paul Jones von Led Zeppelin, die sich erst 1969 gründeten, unter die Arme. Schließlich veröffentlichte der sympathische und unkomplizierte Folk-Sänger mit "Atlantis" 1969 seinen bekanntesten Titel - jene Ode an das versunkene Volk aus der grauen Vorzeit. Clevere Filmbosse benutzten das wunderschöne Lied 2001 für den Walt-Disney-Schinken "Atlantis - The Lost Empire", verließen sich noch dazu auf die gesangliche Kunst der "No Angels" - den späteren Grand-Prix-Versagern.

Im bedeutenden Jahr 1968 begleitete Donovan sogar die Beatles nach Indien, freundete sich mit George Harrison an. Indes begann Donovans Stern klar zu sinken: Obwohl er seine Songs den Konsumenten weiterhin als Vinyl anbot, setzten seine Lang- und Kurzrillen in den Läden allmählich Patina an. Vom Leben enttäuscht zog sich Leitch für eine bestimmte Zeit aus dem aktiven Pop-Geschäft zurück. Anfang der 70er heiratete er eine gewisse Linda Lawrence - Ex-Freundin des Stones-Gitarristen Brian Jones - und wirkte in diversen Film-Projekten mit. Musikalisch suchte er die Nähe zu Kollegen wie Chris Spedding, Cozy Powell und John Denver, trat auch mit ihnen auf. Trotz allem verpassten seine Platten den Anschluss an die internationalen Charts. Anfang der 80er floppte sein Werk "Neutronica", von dem er sich so viel versprach; die Songs fanden einfach nicht den Weg ins Ohr desKäufers.

HMS DonovanFoto: lyricspond.com

Hollywood statt Frührente

Bleibt die Frage, wie es Donovan heute geht, ob er noch Musik macht. Aber klar, ein kreativer Mensch wie er geht doch nicht in die musikalische Frührente. Mitte der 90er traf er in den Staaten den gewieften Platten-Produzenten Rick Rubin, der ihn gleich unter Vertrag nahm und zurück auf die Bühne schickte. Insgesamt viermal trat der Sänger mit der Gitarre im Luna Park von West Hollywood auf, schickte seine Zuhörer musikalisch in den Himmel. "Rubin wollte meine Anfänge, und so ging ich mit ihm ganz zurück", erinnert sich Donovan. Nun wieder gefragt, schrieb er in einem Jahr rund 100 Songs, von denen immerhin 14 den Weg aufs 96er Album "Sutras" fanden. Die Kritiker waren voll des Lobes: Laut dem Magazin "Musikexpress" klang das Werk wie "eine hochwertige Essenz all seiner Karrierephasen". Und das amerikanische Stadtmagazin "Tip" fand es einfach "in innigen Momenten zum Losheulen schön".

Auch außerhalb der Musik gelangte sein Name in die Medien: So ernannte ihn die University of Herfordshire im Jahr 2003 zum Ehrendoktor ("Doctor Of Letters"); 2007 engagierte er sich in einem schottischen Forschungsprojekt, bei dem es um Transzendentale Meditation (TM) ging. Und den Orden der Künste und der Literatur verlieh ihm dann die Regierung von Frankreich. Da mag mancher Zeitgenosse staunen, der glaubte, Donovan sei komplett weg vom Fenster. Nix da - wie sich jeder auf seiner Website überzeugen kann, geht der unkaputtbare Musiker sogar noch auf große Tour: New York, London und auch München stehen auf dem Spielplan. Heute lebt der Barde samt Familie in Irland.

Joachim Eiding

Quellen: donovan.ie - musicline.de - akuma.de - answers.com - sing365.com - nme.com - Das neue Rock-Lexikon, Barry Graves, Siegfried Schmidt-Joos und Bernhard Halbscheffel, Rowohlt

 

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