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Ricky Shayne

Ricky ShayneFoto: covergalerie.org

Ja, in den guten alten 70ern gab's viele Schlagersänger. Aber nur wenige schafften es, dem bis dahin als verstaubt geltenden deutschen Liedgut neues Leben einzuhauchen. So wie der 1944 im Land der Pharaonen geborene Interpret George Albert Tabett - hierzulande als "Ricky Shayne" bekannt. Als Sohn eines Libanesen und einer Französin wuchs er zunächst im Heimatland seines Vaters auf, bevor es ihn samt Mama nach Paris zog. Dort studierte er als 15-Jähriger zwei Jahre Gesang. Erste Erfolge als Sänger feierte Ricky schließlich in Italien: Sein "Uno Dei Mods" zog in die dortige Top Ten ein. Allerdings verschwand der sympathische Musiker leider wieder recht bald von der großen Bühne.

Mamy Blue und Delta Queen

1966 tauchte er dann in deutschen Landen auf - genau gesagt im Pop-Filmchen "17 Jahr, blondes Haar" mit Udo Jürgens. Shayne nutzte diese Chance, nahm zum ersten Mal eine Platte in Deutsch auf: Mit "Ich sprenge alle Ketten" katapultiere er sich im Nu in die einheimische Hitparade. Sein südländischer, dunkler Teint verfehlte nicht seine Wirkung; bald schmückten seine Poster jedes Teenie-Zimmer. Es folgte Hit auf Hit: "Das hat die Welt noch nicht gesehen" (1969), "Fantastic" (1970), "Es wird ein Bettler zum König" (1969) und "Ich mache keine Komplimente" (1969). Aber so richtig zum Star machten ihn erst die Chartbreaker "Mamy Blue" (1971) und "Delta Queen" (1972). Beide Titel kannte das Publikum schon im englischen Original - einmal von den "Pop Tops" und den zweiten Song gleich von verschiedenen Künstlern wie "Proudfoot" und Esther Galil. Einig alle Kritiker, erst Rickys angenehm rauchiges Timbre versah diese internationalen Hits mit einer persönlichen Note.

Ricky ShayneFoto: covergalerie.org

So mag sich niemand wundern, wie die Plattenbosse den jungen Mann aus dem Libanon als Goldgrube betrachteten und ihn mit Ehren und Orden überhäuften. Um nur den Bronzenen und Silbernen Bravo Otto, sowie den Goldenen Löwen von Radio Luxemburg zu nennen. Und mit welchen Mitteln sie ihn ins Rampenlicht schubsten, was sie ihm andichteten: Angeblich sei er in Wahrheit in Detroit zur Welt gekommen und sein Papa in seltsame Waffengeschäfte verstrickt gewesen. Wie dem auch sei, stets umgab den Sänger ein Flair geheimnisvollen Orients.

Comeback in Düsseldorf

Gegen Mitte der 70er drohte sein Stern zu verglühen; fortan setzten seine Scheiben in den Läden Patina an. Verärgert packte er seine Koffer, plante jenseits des Großen Teiches in den Staaten einen Neuanfang. Was sich jedoch als nicht ertragreich erwies. Jedenfalls gastierte er später manchmal in deutschen Oldie-Shows. Erst 1989 feierte Ricky Shayne ein kleines Comeback, als er den Song "Once I'm Gonna Stay Forever" für die TV-Serie "Rivalen der Rennbahn" aufnahm. Was seine Fans mit einer Goldenen Schallplatte belohnten. Jedoch hielt sich dieses Leuchtfeuer für Ricky diesmal nicht allzu lang; schon sehr bald ließen ihn die Musikbosse wieder fallen.

Wie es im Leben so läuft: Erst als Ricky, eigentlich schon im "Vorruhestand", vor einem guten halben Jahr in Düsseldorfs Arbeiterviertel Flingern einen Getränkekiosk eröffnete, fragten seine früheren Fans wieder nach ihm. "Ich werde seit einigen Wochen regelrecht überrollt", erzählt Ricky. So reisen Schlagerfreunde selbst aus Belgien und Hamburg an, um ihn zu sehen. Er aber genießt den Abstand vom Show-Business: "Ich bin jetzt da angekommem, wo ich immer hinwollte. Bei ehrlichen, normalen Menschen, die nichts zu tun haben mit dem verlogenen Schlagergeschäft." An den Kollegen von damals lässt er zumeist kein gutes Haar, außer an Udo Lindenberg, den er sehr schätzt: "Ein bombastischer Typ, dessen Fresse mehr erzählt als das pastorale Gesamtwerk von Herbert Grönemeyer."

Ricky ShayneFoto: bunte.de

Attacke aus dem Dunkeln

Als aber auch die ersten Platten-Produzenten bei ihm anklopften, schien es, als wollte Ricky Shayne es sich doch nochmal überlegen: "Es gibt einige Angebote, und ich kann es kaum erwarten, wieder eine Platte aufzunehmen. Aber ich lasse mich trotz aller Vorfreude nicht auf das erstbeste Projekt ein. Bevor ich tatsächlich ins Studio gehe, muss ein stimmiges Konzept her." Derweil spähten ihn auch schon Fernseh-Sender aus. So lud ihn der NDR zu seiner bekannten Talkshow ein. Da staunte der sympathische Sänger: "Fast 30 Jahre lang kräht kein Hahn nach dir. Dann eröffnest du nichts ahnend ein Büdchen und schon rennen dir die Leute die Bude ein."

Doch seine Freude währte nicht lang. Denn im August brachen Unbekannte über Nacht trotz Schutzgitter in sein Geschäft ein, raubten Bargeld und Zigaretten im Wert von immerhin 10000 Euro. "Die haben alles durchwühlt", ärgert sich Ricky Shayne zurecht. Auf dem Fußboden seiner Trinkhalle lagen achtlos verstreut Buntstifte, Spielkarten, Schokolade und Taschenrechner. Im Regal an der Wand klaffte ein leeres Zigarettenregal. Sogar die Spardose für Rickys Sohn nahmen die Diebe mit. Merkwürdig, dass sich die Täter offenbar auskannten und genau wussten, wie sie sich Eintritt verschaffen konnten. "Wer weiß schon, dass man für das Gitter schweres Werkzeug braucht?" fragt Shayne traurig. Dass es gezielt gegen Promis ging, glaubt Ricky jedoch nicht: "Ich bin doch ein ganz normaler Mensch. Diese Schweinerei hat nichts mit mir persönlich zu tun." Jedoch dürften Rechtsradikale hinter dieser Tat stehen. Es muss die Frage erlaubt sein, wann dies endlich aufhört.

Joachim Eiding

Quellen: rickyshayne.com - freenet-homepage.de/RickyShayne - rp-online.de - covergalerie.org - lastfm.de - derwesten.de - bunte.de - express.de - intro.de - kreiszeitung.de - swr.de - nn-online.de - musiknews.de - kledy.de - az-web.de

 

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