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Steve Priest

"Are you ready, Steve?" Mit diesen Worten stachelte der Sänger Brian Connolly zum Auftakt ihres Millionsellers "Ballroom Blitz" 1973 seine Mitstreiter an: den Gitarristen Andy Scott, den Drummer Mick Tucker und schließlich den Bassisten Steve Priest. Gemeinsam starteten sie mit ihrem Rock-Hit voll durch, setzten mal wieder zum musikalischen Höhenflug an. Oft unter meterdicker Schminke versteckt, belegten sie das jugendliche Publikum Westeuropas und Nordamerikas mit ihrem knallbunten Bannstrahl. Kein Zweifel, die vier Musiker, die sich "The Sweet" nannten, galten zurecht als die erfolgreichste Band aus den alten Glimmertagen des Glam-Rocks. Und das bei eifriger, hochkarätiger Konkurrenz durch Interpreten wie Gary Glitter, T. Rex, Wizzard und Slade.

Sie waren die Helden der 70er Jahre

"Sweet" waren die Helden der 70er Jahre; ihre Stampf-Songs wie "Hell Raiser", "Teenage Rampage", "The six Teens", "Fox on the Run" und "Action" preschten in den europäischen Hitparaden und später auch in den US-Billboard-Charts bis an die Spitze. Wenn es auch manchen wundern mag, dass sie trotz allen Ruhms nur einen Titel in der BBC auf die Pole Position hieven konnten: Am 22. Januar 1973 schaffte es ihr "Block Buster!". Ihren weltweit erfolgreichsten Chartbreaker konnten sie erst 1978 verbuchen, das seltsam schöne "Love is like Oxygen". Hier bewiesen sie ihren Kritikern, über weitreichendere musikalische Fähigkeiten zu verfügen. Obwohl sie ihre Fans stets mit ihren farbenfrohen, fantasievollen Glitzerkostümen regelrecht bezauberten. Lustig: Unkenrufen zufolge verbrachten die Vier vor Konzerten mehr Zeit vorm Schminkspiegel, als sich ums Stimmen ihrer Instrumente zu kümmern.

Steve PriestFoto: thesweet.com

Aber was wurde aus der überaus erfolgreichen Band aus dem englischen Middlesex? 1979 stieg der blonde Connolly aus. Von Alkoholsucht gezeichnet, schwächelte der Sänger bereits schon geraume Zeit. Allerdings betonen die überlebenden Mitglieder von "Sweet" bis heute, Brian habe die Gruppe nicht im Streit verlassen oder sei rausgeworfen worden. Von dieser Zeit an übernahm der Bassist der Band, Steve Priest, den Sangespart. Aber auch er verließ die Band zwei Jahre später. Mick Tucker blieb bis 1991, während Andy Scott mit drei neuen Musikern bis heute auf Tournee geht. Traurig: Im Jahr 2002 verlor Mick seinen Kampf gegen den Krebs, verstarb an den Folgen von Leukämie.

Der Bassist mit den roten Haaren

Doch was macht eigentlich Steve Priest - der Bassist mit den roten Haaren? Immer stand er etwas im Schatten des blonden Frontmannes Brian. Dabei konnte er ebenso gut singen, galt obendrein als bester Virtuose der Glitzertruppe. Aber ihm erging es wie seinen Sweet-Kollegen: Aufgrund des massiven Erfolgs bei Teens gerieten seine instrumentelle Fähigkeiten in den Hintergrund. Nach seinem Ausstieg 1981 verabschiedete er sich aus dem Show-Business. Heute lebt er in Los Angeles, hat nur noch sporadisch mit Musik zu tun. Allerdings versuchte er sich mit Erfolg als Buchautor, gab vor Jahren die Autobiografie "Are you ready, Steve?" heraus. Dieses authentische Zeitdokument erfreut sich weitgehend positiver Kritiken. Wer das Werk bestellen will, kann dies gern bei Steve persönlich tun. Ein Klick auf www.thesweet.com/steve.htm genügt schon.

Steve PriestFoto: thesweet.com

Außerdem erschien 2006 die CD "Priest's Precious Poems". Dieses Werk bietet eine Sammlung von neuem Material von Steve. Ebenfalls über die oben erwähnte Adresse zu bestellen. Kontakte zwischen ihm und Andy erscheinen aber trotz vieler gemeinsamer Jahre als rar gesät. Einmal, so Andy, habe er versucht, seinen alten Freund zu erreichen. Aber dieser blieb wohl die Antwort schuldig. Zu allem Überfluss veröffentlichte eine dänische Fanseite ein eher unvorteilhaftes Portrait von Steve. Der Zahn der Zeit macht eben vor nichts und niemandem halt. Irgendwie schade, wäre es doch schön, Steve, Andy, Mick und Brian auf eine Art und Weise in Erinnerung zu behalten, wie sie mal waren: glitzernde Schönheiten in androgyner Maske. Ach, könnten wir die Uhr doch nur einmal zurückdrehen. Sagen wir, ins Jahr 1973. Als Steve seine Verse beim Song "Ballroom Blitz" im Schmetterlingskostüm zart ins Mikrofon hauchte. Ob es wohl gelänge, wenn alle ganz fest dran glaubten?

Joachim Eiding

Quellen: wikipedia.de - thesweet.com - sweetlife.dk

music4ever.de - Was macht eigentlich ... - Nr. 18 - 3/08