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Stefan Waggershausen

"Positive Dinger schreibe ich nicht, weil ich nicht so lebe. Die jagen mir nicht durchs Blut. Sonst würde ich ja Schlager schreiben", charakterisiert sich Stefan Waggershausen auf seiner Homepage selbst. Stimmt wohl, hat manch seiner Songs doch etwas Bitteres, Melancholisches. Andererseits mag er aber auch kein Trauerkloß sein. Nein, da liebt er das Leben doch viel zu sehr. Aber irgendwie schien Stefan die letzen Jahre abgetaucht zu sein, für den Musikfan kaum mehr wahrnehmbar. Was wurde aus dem sympathischen Sänger und Komponisten, der 1980 mit seinem "Hallo Engel" endgültig den Durchbruch schaffte?

Mit der Gitarre nach Berlin

Stefan, Februar 1949 im beschaulichen Friedrichshafen am Bodensee geboren, hatte erst versucht, in Tübingen als Musiker Fuß zu fassen. Doch diese Szene erlebte der junge Künstler als recht überheblich. Also zog er nach Berlin, mit der Absicht, es "diesem arroganten Pseudopopstars richtig zu zeigen", wie er auf seiner Homepage zugibt. Ins musikalische Rampenlicht geriet Waggershausen, als der DJ Wolfgang Neumann im Juli 1974 in der WDR-Schlagerrallye eine Single-Platte mit dem Titel "Irgendwann fällt der Regen" ankündigte und sich die Diamantnadel aufs schwarze Vinyl senkte. Jedem Popfan war schlagartig klar: Diesen Song gab der britische Sänger Bryan Ferry schon mal zum Besten, aber da hieß der Titel noch "A Hard Rain's A-Gonna Fall". Komponiert hat diesen Ohrwurm kein Geringerer als die Protest-Legende Bob Dylan, der seinen Segen zum deutschen Text gab.

Die deutsche Version hielt sich zwar nicht so lange in den Top Ten, aber dafür tauchte Stefan kurz später sogar in Ilja Richters "Disco" auf. Es folgte 1975 noch das Album "Traumtanzzeit" mit den starken Songs "Hollywood sieht anders aus am Morgen" und "Hey Amanda (Queen vom Kurfürstendamm)". Aber die Verkaufszahlen dümpelten leider im ewigen Pop-Keller vor sich hin. Zumindest konnte Stefan auf einen ersten Achtungserfolg stolz sein. Es sollten noch ganze fünf Jahre dauern, bis er mit eingängigen, aber tiefgründigen Titeln wie "Verzeih'n Sie, Madame" und "Hallo Engel" richtig Furore machte und es Ehrungen hagelte. Fazit: Der sympathische Sänger war seiner Zeit eben weit voraus.

Stefan WaggershausenFoto: waggershausen.de

Stefan auf Wolke 7

Kritiker haben ihm einst bescheinigt, sich in einer von Udo Lindenberg beherrschten Zeit des Deutsch-Rocks eher auf einfühlsame Themen eingelassen zu haben. Seine Lieder würden wohl auch funktionieren, ließen die Produzenten die Instrumentierung schlichter ausfallen. Aber Stefan verließ sich nie auf nur ein Standbein: So zögerte er auch nicht, für Musikerkollegen selbst als Produzent aufzutreten und auch Filmmusiken und Drehbücher zu schreiben. Mehr noch: Im Jahr 2000 kreierte er das moderne Musik-Märchen "Wolke 7". Dabei mischten auch unter anderem mit: Die Prinzen, Nena, Ingolf Lück und die Erste Allgemeine Verunsicherung. Sogar Michael Schanze ließ sich nicht lumpen.

Derweil sprang fast jedes Album von Waggershausen in den deutschen Charts auf Top-Positionen: beispielsweise 1982 "Sanfter Rebell", 1984 "Mitten ins Herz", 1985 "Touché d'Amour", 1987 "Im Herzen des Orkans" und schließlich 1991 "Herzsprünge". Für einfühlsame Duetts suchte er sich stets renommierte Partnerinnen wie die feurige Italienerin Alice ("Zu nah am Feuer") und die geheimnisvolle Belgierin Viktor Lazlo ("Das erste Mal tat's noch weh").

Mit dem Zeppelin zum Cajun-Mond

Was nur wenige wissen: Stefan ist seit 1993 Mitglied im Aufsichtsrat der GEMA und sitzt ebenfalls im Kuratorium der Deutschen Phono-Akademie. Und er bleibt der Musik und vor allem seinem Stil treu: ein wenig traurig, aber nie hoffnungslos. Weiterhin erscheinen Alben wie zum Beispiel im Jahr 2001 "Wolke 7", zwei Jahre später "Duette und Balladen" und dann 2005 das hochgelobte Werk "Unter'm Cajun-Mond". Und immer ist der Sänger für eine Überraschung gut: So erscheint "Duette und Balladen" als eine prickelnde Melange aus bewährten Klassikern und neuem Material. Dazu gab's die ausgekoppelte Single "Luka & Laura" und die Maxi-CD "Fliegen mit dem Zeppelin". Und im Oktober letzten Jahres erschien zur Freude aller Fans nochmal Stefans Meisterwerk - das Album "Hallo Engel".

In gewisser Weise ist Stefan als zorniger Chansonnier und eben als "sanfte Rebell" sich all die Jahre treu geblieben. Dabei war es wohl ein Vorteil, auch andere Wege zu gehen und sich nicht nur auf ein Standbein zu verlassen. Also, lieber Herr Waggershausen, es war wohl damals eine gute Idee, Schwaben zu verlassen und ins bunte Berlin zu springen.

Joachim Eiding

Quellen: wikipedia.de - waggershausen.de

music4ever.de - Was macht eigentlich ... - Nr. 17 - 2/08