Was gibt's Neues in der Jukebox? Vier Beiträge vom letzten Mal schickten wir ins musikalische Nirwana: Carly Simon - "You're so vain", B.B. King - "Early in the Morning", Roxy Music - "Virginia Plain" und dito Ulrich Roski - "Man darf das alles nicht so verbissen seh'n". Demzufolge begrüßen wir vier neue Titel bei uns: von Lale Andersen, Jerry Rix, Gordon Lightfoot sowie Neil Sedaka. Sogar vier Interpreten, die noch nie bei uns platziert waren. Was es uns noch schöner macht: Die zwei deutschen Lieder der letzten Neuvorschläge waren am erfolgreichsten, dazu Lale Andersen von Null auf Eins! Wer hätte das gedacht?
Was gibt's auf den Rängen 11 und 12? Heute erscheint Platz 11 doppelt: Ulrich Roski - "Man darf das alles nicht so verbissen seh'n" und ebenso Fogg - "Dancin' to the Music". Die anderen haben es leider nicht geschafft.
Nun zu unseren Neuvorschlägen in der Weihnachtsausgabe. Eines vorweg: Dieses Mal verzichten wir auf in deutscher Sprache gesungenes Liedwerk, da uns dazu keine Wünsche erreichten. Ferner gibt es den üblichen Christmas-Song, welcher heute von den britischen Glam-Rockern "Wizzard" stammt. Und den Abschluss bildet wie letztes Jahr ein besonderes musikalisches Bonbon, aber dazu später.
Beginnen wir mit der US-amerikanischen Gesangstruppe "The Miracles", welche sich bereits Mitte der Fünfziger in Detroit als "The Five Chimes" formierte, sich jedoch im Jahr 1958 endgültig in "Miracles" umbenannte. Mit dabei auch der spätere Superstar Smokey Robinson. Ihren ersten Hiterfolg konnten die Sänger anno 1960 mit "Shop Around" verbuchen. Und ab 1965 dachte Robinson, sein Name müsse unbedingt mit aufs Platten-Cover. Fortan traten sie dann eben als Smokey Robinson & The Miracles auf. In dieser Ära gelangen der Gruppe Chartbuster wie "The Tears of a Clown" (1970) und ebenso "I second that Emotion" (1967). Wobei die "Tränen eines Clowns" auch hierzulande in späteren Jahren immer wieder als Kurzrille auf den Markt kamen. Als schließlich Smokey Robinson im Jahr 1972 der Combo zugunsten einer Solo-Karriere den Rücken kehrte, klingelten dank der Singles "Love Machine" (1975) und "Mean Machine" (1978) nochmal die Kassen, bevor die Soulgruppe in der Bedeutungslosigkeit verharrte. Zwar versuchte das Bandmitglied Bobby Rogers in den Achtzigern ein Comeback der "New Miracles", welches allerdings von den Fans kaum honoriert wurde. Wir bieten Euch heute den starken, von der Gruppe selbst verfassten Soulsong "Love Machine" von 1975 an, der auf der britischen Insel Platz 3 schaffte und in ihrer Heimat die Pole Position knackte. Auf zu zwei Interpreten aus Frankreich: Beginnen wir mit der Dame: Die in Kairo geborene Chanson-Sängerin Dalida, vor allem in Frankreich und Italien aktiv, brachte zu ihren Lebzeiten immerhin 50 ihrer wundervollen Lieder in die französischen Charts. Aber auch in Spanien, Argentinien und Deutschland erfreute sich die Chansonette enormer Beliebtheit. Als größte Erfolge galten Lieder wie "Bambino" (1956), "Gondolier" (1957), "Come prima" (1958) sowie der deutsche Song "Am Tag, als der Regen kam" (1959). Ebenfalls unvergessen ihre Fassung des Klassikers "Milord" aus der Feder von Georges Moustaki, welcher wie Dalida aus Ägypten stammte. In den Siebzigern gelang der Künstlerin ein eindrucksvolles Comeback, denken wir nur an das schöne Lied "Il venait d'avoir 18 Ans", bei uns als "Er war gerade 18 Jahr'" auf vielen deutschen Wellen ein großer Hit und an "J'attendrai" von 1975. Im Alter von 54 Jahren schockierte die Ausnahmesängerin im Mai 1987 die Welt mit ihrem Freitod; sie hinterließ nur eine Nachricht: "Das Leben ist mir unerträglich - vergebt mir." Wir legen für Euch das berühmte Duett "Paroles … Paroles …" im leichten Bossa-Nova-Rhythmus mit der kürzlich verstorbenen Filmikone Alain Delon von 1973 auf den Plattenteller. Worum geht es im Lied? Zunächst waren die zwei Rollen optimal verteilt: Während der Akteur Delon den Sprechpart übernahm, glänzte die Sängerin mit ihrer tollen Stimme und gestaltete das Lied in ihrer gewohnten Weise. Im Chanson versucht der Mann, eine kluge Frau zu verführen. Doch diese durchschaut die Plattitüden des Mannes und lässt diesen schlichtweg abblitzen. Wie auch immer, dem Publikum gefiel's, und das Werk landete in Belgien auf Rang 4 und in Frankreich auf der zweiten Position. Liebe Dalida, mehr können wir für Sie leider nicht mehr tun. Aber ein paar Stimmen sollte uns dieses Chanson doch eigentlich wert sein. Oder nicht?
Weiter geht es mit einem anderen großen Franzosen, welcher in der Musik ebenso von sich reden machte wie in seinen Filmen: Wir reden über den großen Künstler Charles Aznavour - ein Franzose mit armenischen Wurzeln. Als Sänger, Chansonnier, Liedtexter und Komponist begeisterte Aznavour die ganze Welt. Laut Quellen nahm er insgesamt an die 1.000 Lieder auf, wobei er etwa 800 von ihnen selbst verfasste. Und wie Musikexperten schätzen, verkaufte Monsieur Aznavour weltweit fast 200 Millionen Schallplatten. Darunter unvergessene Titel wie "La Bohème", "La Mamma", "Hier encore", "Mourir d'aimer", "Les Comédians" sowie "Tu t'laisses aller", welches Aznavour mit "Du läßt dich geh'n" sogar in deutscher Sprache interpretierte. Doch ein besonders schönes Lied, das der Sänger einst im Jahr 1974 in englischer Sprache vertonte, trug den einfachen Namen "She". Dieses Werk, welches Aznavour später ebenfalls in Französisch, Italienisch und Deutsch herausgab, besticht und erstaunt sein Publikum bis heute. Oder wie es ein User im Netz treffend beschrieb: "Niemand könnte dieses Lied schöner singen. Die Stimme, der Text kann Steine schmelzen." Die zu Herzen gehende Ballade entstammte der britischen TV-Serie "Seven Faces of Woman" von 1974 und beschrieb die Vielfältigkeit des Wesens einer Frau - oder nach den Worten des früheren WDR-Musik-Redakteurs und Moderators Günter Krenz: "Frauen können so oder so sein". Dazu heißt es im Liedtext: "She may be the beauty or the beast/May be the famine or the feast/May turn each day into a heaven or hell". Der Titel kletterte auf der britischen Insel auf Platz 1 der Charts, ebenso in Irland. Übrigens: Für die romantische Komödie "Notting Hill" von 1999 nahm Elvis Costello sogar eine eigene Version dieses Liedes auf - ebenfalls mit großem Erfolg. Aber zurück zu Charles Aznavour: Neben seiner Tätigkeit als Interpret bekleidete der Franzose das Amt des armenischen Botschafters in der Schweiz und vertrat darüber hinaus Armenien bei den Vereinten Nationen in Genf. Schlussendlich noch ein Wort zum Schauspieler Aznavour: im Jahr 1960 brillierte er im französischen Krimi "Schießen Sie auf den Pianisten" von François Truffaut sowie im Antikriegsfilm "Taxi nach Tobruk", in dem er neben Hardy Krüger und Lino Ventura vor der Kamera stand. Ferner spielte der Sänger in den deutschen Produktionen "Die Blechtrommel" (1979) und "Der Zauberberg" (1981) des Thomas Mann mit. Und nun genießt das Jahrhundertlied "She" als Laufende Nummer 13. In den Anfangstagen unserer Jukebox hatte sich einst der Rock-Song "The Joker" der Steve Miller Band platziert. Doch das ist lange her, zu lange. Nun erhält der Nachfolger "Take the Money and run" von 1976 eine Chance bei uns. "The Steve Miller Band" wurde vom Blues- und Rock-Gitarristen Steve Miller aus Milwaukee, Wisconsin, im Jahr 1967 ins Leben gerufen; beim Monterey Pop Festival feierte die neue Gruppe gleich mal ihren Einstand. Die ersten Langrillen der Band ließen sich am ehesten dem psychedelischen Bluesstil zuordnen. Mit dem Album "The Joker" (1973) begann die kommerzielle Phase der Gruppe, welche Steve Miller mit den Werken "Fly like an Eagle" (1976) und "Book of Dreams" (1977) einleitete. Und die ausgekoppelten Kurzrillen "The Joker", "Take the Money and run", "Rock'n me", "Fly like an Eagle", "Jet Airliner", "Jungle Love" sowie "Swingtown" schafften alle hohe Listenplätze in den US-Charts; zwei von ihnen - "The Joker" und "Rock'n me" avancierten dort sogar zu Spitzenreitern. Allerdings legte der Bandleader gegen 1977 eine knapp dreijährige schöpferische Pause ein, um im Jahr 1981 mit dem Hit "Abracadabra" wieder gestärkt auf der Bildfläche zu erscheinen. Bis heute steht die Steve Miller Band auf den Bühnen dieser Welt ihren Mann, allerdings mit wechselnden Besetzungen. Mit der Nummer 14 legen wir für Euch den starken Rock-Song "Take the Money and run" auf - ganz im Stil von "The Joker". Viel Spaß!
Und die Laufende Nummer 15 beschert uns - ganz im Sinne des Christenfestes - unseren aktuellen Weihnachtstitel: Die Glamrock-Truppe "Wizzard" des Roy Wood bringt ihren Song "I wish it could be Christmas everyday" aus dem Jahr 1973. Einst hatte der Multiinstrumentalist Roy Wood zusammen mit ELO-Mastermind Jeff Lynne und dem Drummer Bev Bevan 1971 das Bandprojekt "Electric Light Orchestra" (ELO) aus der Taufe gehoben, welches ausschließlich für die Stilrichtung des Classic Rock gedacht war. Doch nur ein Jahr später verließ Roy Wood die neue Truppe wieder, um sich mit seiner neuen Band "Wizzard" musikalisch eher Rock'n Roll-Revivals zuzuwenden. Dazu erklärte Wood seinerzeit: "ELO ist immer so ernst; wir machen viel mehr Spaß." Und das gelang ihnen mit einer Melange aus Cellisten und Bläsern; ihr Sound erinnerte stark an den Halleffekt der Platten des Phil Spector in den Sechzigern. Wobei der Initiator folgende Instrumente beherrschte: Bass, Cello, Saxofon, Klarinette, Posaune, Tuba, Horn, Flöte, Oboe, Fagott, Schlagzeug, Dudelsack, Sitar und die Gitarre. Interessant: Während das Electric Light Orchestra Jahre brauchte, um seinen Sound zu verfeinern, legte Wizzard gleich los und lieferte achtbare Chartpositionen: So sprang die Kurzrille "Ball Park Incident" 1972 in England schnell auf Rang 6, während sich die Nachfolger "See my Baby Jive" und "Angel Fingers" ein Jahr später die Pop-Krone aufsetzten. Unser heutiger Xmas-Titel "I wish it could be Christmas everyday" kletterte auf Platz 4 und blieb eine halbe Ewigkeit in den britischen Charts. Euch allen ein frohes Weihnachtsfest. So, dann bleibt uns für dieses Jahr noch ein letzter Titel - sozusagen das Bonbon, dass wir Euch ankündigten. Unseres Wissens gibt es von der folgenden Performance keinen CD-Datenträger, sondern nur das bekannte Video, aufgenommen in der Raumstation ISS. Im Jahr 2013 publizierte der kanadische Astronaut Chris Hadfield seine eigene Version des Bowie-Klassikers "Space Oddity" von 1969, nachträglich vom Beifall des Meisters geadelt. Der Hintergrund: Der schnauzbärtige Kanadier fungierte zu diesem Zeitpunkt als der scheidende Kommandant der Raumstation. Die Aufgaben des Astronauten bestanden laut Quellen in der Überwachung des Zusammenbaus der Station, der Durchführung wissenschaftlicher Experimente sowie natürlich auch die Führung der Besatzung. Seine Zeit an Bord erstreckte sich von Dezember 2012 bis Mai 2013. Als großer Fan digitaler Dokumentationen hatte der Kanadier bereits im Vorfeld diverse Videos veröffentlicht, welche ihn bei seiner Arbeit an Bord der ISS zeigten. Und dessen Interesse für Popmusik wurde deutlich, als Hadfield für den Sender CBS ein Erd-Weltraum-Duett mit der Band "Baranaked Ladies" sang. Scheint, als habe der kanadische Astronaut die Popmusik in den Weltraum getragen. Jedenfalls zeigte sich David Bowie vom Hadfield-Video sehr angetan und begrüßte ihn per Twitter mit einem anderen Song: "Hallo Spaceboy". Euch allen ein glückliches, gesundes neues Jahr.