was gibt es Neues in der Jukebox? Aus den Top Ten kippten uns drei Werke der letzten Ausgabe weg: Reinhard Mey - "Es gibt Tage, da wünscht' ich, ich wär' mein Hund", Paul McCartney & Wings - "Venus and Mars Rock Show" und dito Gilbert O'Sullivan - "Get down". Hey, schon seit ein paar Runden tun sich deutsch interpretierte Lieder eher schwer bei uns. Sehr schade. Daher schön, dass es der Liedermacher Volkmar Döring mit seiner "Sabine" bei uns geschafft hat. Dazu begrüßen wir Donna Summer mit ihrem 77'er Welthit "I feel Love" aus der Soundschmiede des preisgekrönten Filmmusik-Komponisten Giorgio Moroder. Beim letzten Mal war sie an dieser Stelle nicht so erfolgreich. Ebenfalls neu dabei die eigenwilligen britischen Kultrocker 10cc mit "Life is a Minestrone". Vor einem Jahr stellten wir ihren Titel "The Wall Street Shuffle" vor - was leider keine Beachtung fand. Jetzt hat's wieder geklappt, na also!
Was gibt's auf den Rängen 11 und 12? Da Rang 10 doppelt erscheint, fällt für heute der elfte Platz ins Wasser: Neben 10cc finden wir auch die US-Rocker von "Kansas" mit ihrem "Point of Know Return" an der zehnten Stelle. Da wir jedoch nur zehn Songs in die nächste Runde mitnehmen konnten, musste hier wieder mal das Los entscheiden. Aber liebe Fans von Kansas, nicht traurig sein; wir nehmen in eine der nächsten Ausgaben ein weiteres Werk der Gruppe auf. Wie wäre es mit der tollen Ballade "Dust in the Wind"? Klar doch!
Da wir gerade dabei sind: Auch der Schauspieler und Filmemacher Charlie Chaplin erreichte mit seinem "Nonsense Song" leider nicht das Ziel der Klasse. Dafür haben wir später noch ein Lied über dessen Kollegen Laurel & Hardy im Angebot. Aber zurück zum "Unterhaus": Platz 12: Paul McCartney & Wings - "Venus and Mars Rock Show", Gilbert O'Sullivan - "Get down" und eben auch Charlie Chaplin - "Nonsense Song (Titine)".
Last, not least hier unsere sechs neuen Anwärter auf gute Plätze in unseren TopTen: Den Auftakt macht die britische Musikgruppe Duran Duran, benannt nach dem Bösewicht Durand-Durand im Science-Fiction-Kultfilm "Barbarella" (1968). Ihr Titelthema "A View to a Kill" des 14. Bond-Films "Im Angesicht des Todes" von 1985 gilt vielen Fans bis dato als das beste. Der knackige Song mit den "scharfen, stakkatoartigen Orchesterschlägen" stammt aus der Feder der Bandmitglieder - in Zusammenarbeit mit einem gewissen John Barry - Hauptkomponist aller Bond-Melodien. Dem Song gelang eines, wo alle anderen Titelthemen der britischen Reihe scheiterten: er schaffte die Pole Position der US-Billboard-Charts, als "Hot 100" bekannt, glänzte aber auch europaweit in den Hitlisten. Nur hierzulande blieb das Stück auf Platz 9 hängen. Der Text von "A View to a Kill" war durch eine deutliche Bildsprache geprägt und bescherte seinen Hörern eine Reise ins Mysteriöse. Also zu einem Polit-Thriller ganz passend. Übrigens las sich die Liste der Darsteller wie ein Who's who der internationalen Filmkunst: Neben Moore wirkten noch Christopher Walken, der hier den finsteren Bond-Gegenspieler gab, Grace Jones, Patrick "John Steed" Macnee, der Belgier Patrick Bauchau (bekannt aus einigen Wenders-Filmen) und der Deutsch-Brite Walter Gotell mit, um nur einige zu nennen. Und Roger Moore trat zum letzten Mal als Titelheld der Reihe auf. Jetzt liegt es an Euch, Euer Votum abzugeben. Zur Überleitung: Wie hieß es einst bei Hildegard Knef? Na klar, "Eins und eins, das macht zwei"! Denn jetzt folgt Neuvorstellung Nummer Zwei. Da hören wir etwas von einem Rock-Musiker, der aus Nordirland stammte und früher kurz an der Seite von Phil Lynott bei "Thin Lizzy" spielte. Aber schon 1975 verließ er die irische Rocktruppe, verdingte sich als Studio-Musiker. Gegen 1978 startete Moore mit dem Longplayer "Back on the Streets" seine Solo-Karriere, konnte mit diesem Album erste Achtungserfolge verbuchen. Doch erst vier Jahre später gelang ihm mit der Langrille "Corridors of Power" der musikalische Durchbruch. Die Nachfolger "Run for Cover" (1985), "Wild Frontier" (1987) und "After the War" (1989) räumten so richtig ab. Was Moore's kleines Vinyl betrifft, fand bereits seine Erstlings-Single "Parisienne Walkways" im Jahr 1978 den Weg in die britischen Charts: dort schaffte es der eher ruhige Rock-Song mit Blues-Charakter bis auf Rang Acht und bewies Moore's hohe Qualitäten als Gitarren-Virtuose. Auf Wunsch bringen wir seinen schönen Titel "Over the Hills and far away" von 1986, der die Rock-Musik genial mit der irischen Tradition verbindet. Ein User schrieb beim Schweizer Musik-Portal "hitparade.ch" dazu: "Kriegstrommeln und dann folgt ein Schlachtenrocker, der durch den eingerückten Jig nur umso stärker den Ausnahmecharakter dieses Songs unterstreicht." Das trifft es auf den Punkt. Dazu erschien im Jahr 2001 eine sehr gute Cover-Version von der finnischen Hardrockband "Nightwish". "Over the Hills and far away" befindet sich auf Moore's Album "Wild Frontier" von 1987 - ein echtes Meisterwerk. Also: Daumen hoch!
In dieser Runde haben es zwei deutsch gesungene Beiträge in die Riege der Neuvorschläge geschafft: In beiden Liedern dreht es sich um weltweit bekannte Persönlichkeiten, die sich in den Songs verewigten: Mit der laufenden Nummer 13 bieten wir Euch einen etwas besseren Schlager von der amerikanischen Sängerin Peggy March, die sich in der Mitte der Siebziger mit ihren Liedern klar vom durchschnittlich eher flachen deutschen Liedgut abhob. 1975 erschien ihre Langrille "Männer" mit eigenwilligen Stücken über prominente Herren wie den Beatles, Salvador Dali, Muhammad Ali, James Dean und Gary Cooper. In unserem Titel mit der Nummer 13 geht es um den ehemaligen Rennfahrer Jackie Stewart, welcher aus Schottland stammte und schließlich im Jahr 1973 sein letztes Rennen fuhr. Und genau dies ist das exakte Thema in Peggy's Song "Jackie Stewart - Noch 3 Minuten zum Start". Im flotten Disco-Stil - irgendwo zwischen Silver Convention und den Temptations - kurvt der hyperschnelle Schotte "zur letzten Höllenfahrt". Was ihm dabei für Gedanken durch den Kopf gehen hört Ihr, wenn Ihr das Video anklickt. Für eine Interpretin, die gute zehn Jahre vorher noch Klassiker wie "I will follow him" (1963) und "Mit 17 hat man noch Träume" (1965) zum Besten gab, eine erstaunliche Entwicklung. Also auf geht's, Flagge hoch! Unseren nächsten Gast brauchen wir eigentlich nicht mehr vorstellen: Erstens legten wir schon öfter seine Platten auf; zweitens eilt er seinem Weltruf voraus: Kurz und gut, heißen wir den alten Kollegen des Paul McCartney bei uns willkommen: den Sänger und Songwriter, Friedenskämpfer und Aktivisten John Lennon. Gegen Mitte der siebziger Jahre fand er den Weg von - sagen wir mal - sehr persönlichem Vinyl zum Rock 'n' Roll zurück. Dafür steht vor allem seine Langrille "Walls and Bridges" von 1974 - bis heute ein unerreichtes Meisterwerk. Daraus koppelte er den flotten Song "Whatever gets you thru' the Night" aus - als Begleitband gab Lennon's Label die so genannte "Plastic Ono Nuclear Band" an. Mit dieser peppigen Kurzrille überraschte der Ex-Beatle seine Fans zur Gänze: Aufgenommen während des so genannten "Lost Weekend" - seiner kurzzeitlichen Trennung von Yoko Ono - weist der Rock-Song fast eine absolute Anonymität auf. Denn er hätte von vielen Musikern stammen können, einschließlich vom Ex-Beatle selbst. Und zudem sprang die kleine Platte im Land der unbegrenzten Möglichkeiten an die Spitze des Feldes. Laut Quellen inspirierte ihn die lockere Machart vom damaligen Disco-Song "Rock your Baby" des George McCrae. Als ihn sein Freund Elton John bei den Aufnahmen im Studio besuchte, fragte dieser ihn, ob er nicht ein paar Pianoklänge zum Werk beitragen könne. Begeistert bejahte Lennon und kommentierte diese Kooperation laut Wikipedia später mit den Worten: "Ich war erstaunt über seine Fähigkeiten: Ich kannte ihn, aber ich hatte ihn noch nie spielen sehen. Ein guter Musiker, ein großartiger Klavierspieler. Ich war wirklich angenehm überrascht, wie er auf einen so lockeren Track einsteigen und ihn ergänzen und mit den Rhythmuswechseln Schritt halten konnte - offensichtlich, weil er nicht den gleichen Rhythmus beibehält. … Und dann sang er mit mir. Wir hatten eine tolle Zeit." Im Gegenzug begleitete Lennon kurz darauf Elton John bei dessen preisgekröntem Beatles-Cover von "Lucy in the Sky with Diamonds", welches ebenfalls bald die US-Billboard-Charts anführte. Ja, es war eben eine tolle Zeit damals.
Damit kömmt nun unser zweites Lied aus deutschen Landen: Vor einem Jahr starb der Komponist, Liedtexter, Musikproduzent und Sänger Hans Blum hohen Alters in Overath bei Köln. Er verfasste zahllose Evergreens wie "Beiß nicht gleich in jeden Apfel", "Zucker im Kaffee" und ebenso "Das schöne Mädchen von Seite 1". Für die Sängerin Ingrid Peters schrieb er zum Eurovision Song Contest (ESC) im Jahr 1986 das Lied "Über die Brücke geh'n", dirigierte sogar das große Orchester im Saal. Mitte der Siebziger trat er mit seiner Reibeisenstimme als "Henry Valentino" auf und setzte seine Musik-Karriere mit Liedern fort, die sich irgendwo zwischen Ragtime und Charleston bewegten. Denkt nur dabei an die Kurzrillen "Ich hab' dein Knie geseh'n" (1974), "Henry, zeig' dich mal ohne" (1975) sowie der berühmte Song "Im Wagen vor mir" (1977) - als Duett mit Uschi P. Aber um diese Titel geht es im folgenden nicht. Wir bieten Euch etwas anderes: Anno 1976 erschien die Kurzrille "Ach Lieschen, ach Lieschen" im Ragtime-Stil des "Knie-Liedes". Und auf der Rückseite fanden wir mit "Stan und Ollie" ein echtes Juwel. Diese Hommage an die zwei Helden der Kintopp-Zeit findet zielsicher ihren Weg zwischen Melancholie und Lebensfreude. Immer wenn man zum Taschentuch greifen will, zaubert Henry Valentino ein Lächeln auf unsere Gesichter. Keine Frage, Stan und Ollie hätten dieses Lied geliebt. Freilich bewegte es sich damals fern des Mainstreams und jeder denkbaren Hitparade. Jedoch schuf der geniale WDR-Redakteur Günter Krenz einst mit seiner "Anti-Hitparade" das geeignete Format für solche Songs, die im Schatten stehen und ebnete auf diese Weise den Weg auch für dieses leise Liedwerk. Lassen wir die zwei großen Komiker in Gedanken dazu tanzen - wie im englischen Kinofilm "Stan & Ollie" von 2018. Zum letzten Titel von heute: Liebe Musikfreunde, am 22. Juli verließ uns nach langer Krankheit, wie es hieß, Ozzy Osbourne im Alter von 76 Jahren. Der britische Rocksänger, der den Beinamen "Fürst der Finsternis" trug, gründete im Jahr 1969 mit seinen Kollegen Geezer Butler, Tony Iommi und Bill Ward die erfolgreiche Hardrock-Band "Black Sabbath", die schon mit ihrer dritten Kurzrille "Paranoid" 1970 zu Weltruhm gelangte. All überall räumten sie ab wie die Weltmeister: In ihrer Heimat sprang ein 4. Platz heraus, bei den Eidgenossen landete die neue Combo auf Rang 2. Und hierzulande führten sie gar die Hitparaden an. Selbst die Amis nahmen den englischen Rocker mit Platz 61 wohlwollend zur Kenntnis. Leider konnte der Single- Nachfolger "Iron Man" diese hohe Erwartung nicht halten und blieb im Mittelfeld der Charts hängen. Ein Blick auf die Liste der publizierten Kurzrillen zeigte zudem, dass die vier Schwermetaller nirgendwo mehr Single-Platten verkauften als auf der britischen Insel. Ganz anders bei ihren Alben: Ihr großes Vinyl "Black Sabbath" und "Paranoid" (beide 1970), dann "Master of Reality" (1971), "Vol. 4" (1972) und "Sabbath Bloody Sabbath" (1973) gingen vor allem in Deutschland, in den Staaten und im Vereinigten Königreich weg wie warme Semmeln. Möglicherweise gingen die guten Verkaufszahlen Hand in Hand mit ihrem Horror-Image, welches die vier Musiker pflegten. Zu einem großen Cut kam es gegen 1979, als sich seine Kollegen von ihm trennten. In dieser Zeit verschanzte sich Osbourne in einem Hotel in Los Angeles, um diesen Schock zu verarbeiten - mit Drogen. Richtig auf die Beine kam er erst wieder, als er seine spätere Ehefrau Sharon Arden kennen lernte, die ihn zu einer Solo-Karriere ermunterte. Mit dem gewünschten Erfolg: Seine Langrillen wie "The Ultimate Sin" (1986) und dito "No Rest for the Wicked" (1988) erwiesen sich als Stammgäste in den großen Charts dieser Welt. Auch die Singles konnten sich behaupten: So konnte seine Ballade "Dreamer" ( aus dem Studio-Album "Down to Earth") im Jahr 2002 vor allem seine europäischen Fans überzeugen und avancierte zum Radiohit. Daher spielen wir Ozzy zu Ehren dieses traumhaft schöne Lied ein - samt einem sehr überzeugendem Video, welches aus zwei Motiven besteht. Lieber Ozzy, Ruhe in Frieden!