was spielt sich nicht alles in der Welt ab? Offenbar haben Drohnen unbekannten Absenders den Flughafen Kopenhagens ausgespäht. Da kann man nur hoffen, dass sich dies schnell wieder klärt und nichts daraus entsteht. Daher nun einen Schwenk zur Musik, bei dem sich unsere Stimmung sicher wieder bessert.
Zur Jukebox: Drei Titel der letzten Ausgabe verloren die Orientierung und blieben leider auf der Strecke: Christian Bruhn - "Captain Future (Main Theme)", Volkmar Döring - "Sabine" und 10cc - "Life is a Minestrone".
Was gibt's auf den Rängen 11 und 12? Dort tritt Platz 11 wieder mal doppelt in Erscheinung: 10cc - "Life is a Minestrone" und Christian Bruhn - "Captain Future (Main Theme)".
Liebe Musikfreunde, zum heutigen Auftakt unserer Neuvorschläge bieten wir Euch den Hit-Song "Give a little Love" der schottischen Bay City Rollers aus dem Jahre 1975 - damit den Nachfolger ihres Übertitels "Bye Bye Baby". Mit beiden Liedern erreichten sie jeweils die Spitzen-Position der britischen Charts. Jedoch erwies sich "Give a little Love" anders wie der Vorgänger nicht als schneller Tanztitel, sondern kam eher als sanfte Ballade mit einem starken Intro rüber. Da sind damals die jungen Mädels reihenweise in Ohnmacht gefallen. Überhaupt galten die Rollers (wie man sie in den Siebzigern nannte) mit ihren Schottenröcken aus Tartan, dem traditionellen Webmuster aus farbigen Streifen, bei vielen als die größte Konkurrenz zur deutlich härteren Band "The Sweet". Allerdings wohl kaum im musikalischen Sinn, eher vom Starkult her. Für Jahre belegte die Truppe um den Frontmann Les McKeown in den europäischen Charts vordere Plätze, was sich jedoch änderte, als dieser die Band 1978 verließ. Zwar löste sich die Gruppe offiziell niemals auf und düst noch heute in anderer Besetzung durch die Lande. Doch nie wieder landeten ihre Kurzrillen auf vorzeigbaren Chartplätzen. Doch die gute Nachricht für alle BCR-Fans: Auch die Amis zeigten sich einst von ihrer unbeschwerten Musik beeindruckt, denn mehrere ihrer Platten tauchten in den Billboard-Charts auf. Wobei ihr Song "Saturday Night" sogar im Januar 1976 das Feld für eine Woche anführte - für britische Künstler ohnehin sehr schwierig. Aus der alten Garde sind augenblicklich nur noch Stuart "Woody" Wood und Eric Faulkner mit von der Partie. Leider verließen uns die ehemaligen Mitglieder Alan Longmuir (2018), Ian Mitchell (2020) und ebenso der erwähnte langjährige Frontmann Les McKeown (2021). Erstaunlich: Auf gewisse Weise verblasste ihr Ruhm tatsächlich nie. Als zweiten neuen Titel begrüßen wir das Lied "You're so vain" der berühmten US-amerikanischen Sängerin, Songwriterin und Pianistin Carly Simon, per Oscar und Emmy geehrt. Der lange Jahre mit dem Musiker James Taylor liierten Künstlerin gelang nach anfänglichen Versuchen in der Girlie-Band "The Simons" erst mit ihrer dritten Solo-Langrille "No Secrets" von 1972 der musikalische Durchbruch. Ganz besonders verhalf ihr die daraus ausgekoppelte Single "You're so vain" (Deutsch: "Du bist so eingebildet") zu ihrem Weltruhm. Im Refrain des von ihr selbst verfassten Songs heißt es: "Du bist so eingebildet, dass du wahrscheinlich denkst, in diesem Song geht es um dich". Lange wurde diskutiert, um wen es hier eigentlich wirklich geht. Doch laut ndr.de stellte die Sängerin klar: "Ich könnte das nie verraten, denn wenn ich es täte, würde ich nicht mehr im Gespräch bleiben." Hingegen kamen trotzdem einige prominente Namen ins Visier: Viele Fans vermuteten, diese Pop-Hymne ziele auf ihren langjährigen Partner James Taylor, mit dem sie seit über 20 Jahren kein Wort mehr wechsle. Doch weit gefehlt: Denn Taylor gilt in der Branche kaum als eitel, eher als still und bescheiden. Und wie sieht es mit Mick Jagger aus, welcher die Sängerin in ihrem Lied stimmlich begleitete? Dazu Simon: "Viele Leute denken, dass es um Mick geht und dass ich ihm nur etwas vorgemacht habe, damit er mitsingt." Doch dazu meinte sie, Jagger sei nicht der Mann, der sie zu diesem Schmählied über eitle Fatzkes inspiriert hat. Wer bliebe dann? Wie wäre es mit dem als eitel bekannten US-Plattenboss David Geffen, der die Sängerin einst links liegen ließ? Oder etwa US-Star Warren Beatty, mit dem sie mal eine kurze Affäre hatte? Aber wie gesagt, dazu schweigt Carly Simon beharrlich. Wahrscheinlich geht es hier um keinen konkreten Mann, eher um das Bild eines solchen. Nochmal zurück zur Langrille "No Secrets": Neben "You're so vain" koppelte das Label übrigens das Lied "The right Thing to do" aus, eine ebenso ruhige Ballade, konnte sogar knapp an die Erfolge des Vorgänger-Vinyls anknüpfen: jeweils Platz 17 auf der britischen Insel als auch in ihrer Heimat USA. Und weitere Single-Erfolge kann Carly Simon verbuchen: denkt nur an den Bond-Song "Nobody does it better" aus dem Thriller "James Bond 007 - Der Spion, der mich liebte" oder an "I belong to you" (1978) und dito "Coming around again" (1986). Bis heute schenkt sie ihrem Publikum auf der Bühne den Klang ihrer wundervollen Stimme.
Auf zu unseren zwei deutschen Produktionen für heute: Der folgende Titel mit der Nummer 13 von den beliebten Les Humphries Singers stammte zwar aus den Studios von Good Old Hamburg, erschien jedoch wie (fast) alle Songs dieser multinationalen Truppe in englischer Sprache: die Kurzrille "Kansas City" erblickte schon Ende 1973 das Licht der Musikwelt, katapultierte jedoch erst im Februar 1974 im zentralen Europa zum Megahit. Das Prinzip des damals in Hamburg lebenden, britischen Popmusikers Les Humphries war so simpel wie effektiv: eine clevere Melange aus Gospel, Traditionals und Evergreens sollten ihm und seiner Gruppe für einige Jahre Stammpostionen in den Hitparaden einbringen. Wobei die US-amerikanischen Edwin Hawkins Singers ("Oh, Happy Day") wohl Pate standen. Die größten Erfolge feierten die Les Humphries Singers wohl in der ersten Hälfte der Siebziger: dafür standen die Singles "(We'll fly you to the) Promised Land", "We are goin' down Jordan" (beide 1971), "Mexico" (1972) und ebenso "Mama Loo" und "Carnival" (beide 1973). Ab 1975 ließen die Verkaufszahlen ihrer Alben und auch der Singles stark nach; das schlechte Resultat beim Eurovision Song Contest (ESC) im Jahr 1976 beschleunigte diesen Prozess noch. Als dann Humphries gegen Ende der Siebziger aufgrund seiner immensen Steuerschulden Deutschland verließ, schien diese Epoche des Erfolgs ohnehin vorbei. Erst als dieses Delikt verjährt war, kehrte der Popmusiker nach Deutschland zurück und trommelte einige seiner ehemaligen Leute wieder zu einem Chor zusammen. Und nach ihrem Auftritt in der "NDR Talk Show" ergatterten die "neuen" Singers sogar gleich einen Plattenvertag: so erschien 1992 die Langrille "Spirit of Freedom", sowie der Titelsong als 45'er. Doch leider blieb der große Charts-Erfolg diesmal aus. Erst nach dem Tod des Bandleaders im Jahr 2007 wagten einige Ex-Mitglieder der bunten Truppe nochmal einen Neustart. Mag sein, dass Les Humphries oft als strenger Chef erschien. Jedoch erwies sich seine Präsenz auf der Bühne stets als Rückgrat und Stütze des bunt gemischten Chors. Und für nicht wenige der ehemaligen Singers bedeutete die Zeit bei Les Humphries das große Sprungbrett ihrer Karriere: Denkt nur an den späteren erfolgreichen Schlagersänger Jürgen Drews oder an den Engländer John Lawton ("Mama Loo"), welcher später bei Uriah Heep anheuerte. Oder an Liz Mitchell, die Dame aus Jamaika, die später den Gesang von Boney M. übernahm. Oder an die vielen anderen, die den typischen Sound der Gruppe prägten: die deutsche Elvira Herbert ("Puppa)", der Engländer Jimmy Bilsbury oder Malcolm Magaron aus St. Lucia in der Karibik - der frühe Leadsänger der Truppe -, sowie die deutsche Linda G. Thompson - später bei Silver Convention. Von hier aus ist es ein weiter Sprung zum nächsten Beitrag, aber mit dem Song "Lady" der britischen Rock und Pop-Gruppe Supertramp wollen wir den Musiker Rick Davies - neben Roger Hodgson Kopf dieser progressiven Band - ehren, der am 6. September dieses Jahres in den USA verstarb. Als Markenzeichen von Supertramp galt laut Wikipedia das "synkopische Spiel auf dem so genannten Wurlitzer Electric Piano" sowie dem stilistischen Gegensatz von Davies und Hodgson - der eine mit eher rauem Gesang, der andere mit seiner hohen Falsettstimme. Wobei sich beide auf ihren Alben als Frontmann jeweils abwechselten. Dazu prägte der Einsatz von Saxofonen und Klarinetten ihren Sound erheblich. Die ersten zwei Langrillen der Truppe, die sich übrigens tatsächlich in München formierte, versandeten in den Plattenläden. Erst das Werk "Crime of the Century", 1974 herausgekommen, hinterließ diesseits des Atlantiks einen bleibenden Eindruck. Vor allem der kleinen Platte "Dreamer" gelang mit mittelprächtigen Chartpositionen ein erster Achtungserfolg. Aus dem Nachfolgealbum "Crisis? What Crisis?" koppelten die Plattenbosse 1975 den Song "Lady" aus - musikalisch ganz im Stil von "Dreamer". Doch, wie der Volksmund gern betont, sei Rom nicht an einem Tag erbaut worden. Will sagen, Supertramp galt ähnlich wie "Manfred Mann's Earth Band" als seiner Zeit weit voraus. Wie wir heute wissen, begann die goldene Zeit beider Bands erst zu Anfang der Achtziger. Im Fall von Supertramp brachte erst ihr Werk "Breakfast in America" von 1979 den Stein so richtig ins Rollen. Das Album manifestierte sich in den LP-Charts beider Seiten des großen Teiches als Senkrechtstarter; die Singles des Jahres 1979 wie "The Logical Song", "Breakfast in America", "Take the long Way home" und "Goodbye Stranger" erwiesen sich als Dauergäste der Sendeanstalten. Nach einer zweijährigen schöpferischen Pause warf das englische Musik-Quintett 1982 das Erfolgsalbum " …famous last words …" auf den Markt. Dessen Hauptsong "It's raining again" erfreute sich in bekannter Weise guter Positionen in den internationalen Charts. Wenn aber die Aufnahmen zu diesem Album etwas zeigten, dann die wachsende Diskrepanz der zwei Masterminds Davies und Hodgson. Beide wollten musikalisch eigene Wege gehen, und Roger Hodgson verließ die Gruppe schließlich im Jahr 1983. Dazu schrieb das "neue rock-lexikon von Graves, Schmidt-Joos und Halbscheffel 1999: "1983 ging das Ensemble mit Hodgson auf eine Farewell-Welttournee und verabschiedete ihn damit stilvoll in eine unsichere Solo-Karriere, die nicht mehr als drei Alben ergab". Und mit Rick Davies als Chef der Combo änderte sich ihr Musikstil hin zu mehr Rhythm & Blues. Wie auch immer, bei uns liegt jetzt ihre Kurzrille "Lady" (1975) auf dem Plattenteller, garniert mit dem Saxofon-Spiel des John Helliwell. Gute Unterhaltung.
Und nun Vorhang auf für die zweite deutsche Produktion heute, diesmal in deutscher Sprache: Der Berliner Liedermacher und Kabarettist Ulrich Roski, der uns leider schon im Februar 2003 verließ, schenkte uns in den Siebzigern so geniale Stücke wie beispielsweise "Der kleine Mann von der Straße" und dito "Des Pudels Kern", in denen Roski Lustiges mit geballter Systemkritik vermengt. Im Jahr 1969, als er noch nicht so bekannt war, produzierte der Sender Freies Berlin eine Dokumentation fürs Fernsehen über ihn. In einer Szene übte der Liedermacher gerade ein Lied am Piano ein und erklärte laut tv.de, er wolle sich nicht als Sänger von Protestliedern verstehen. Zwar wolle er seinem Publikum mit seinen Liedern durchaus den Spiegel vorhalten, aber es durfte auch gelacht werden. Dieses Prinzip zahlte sich für den Berliner aus dem Bezirk Wedding aus: Seine eingangs erwähnten Songs schafften es bis an die Spitze deutscher Hitparaden und "Der kleine Mann von der Straße" gar in einige TV-Shows. Auch seine Langrillen wie "Concerto Grosso" (1973), "Der kleine Mann von der Straße" (1974), "Das ist der Dank" (1975) sowie "Der Nächste bitte" (1977) verkauften sich bestens. In späteren Jahren verlegte sich Roski lieber auf Kleinkunstbühnen. Er schätze die Nähe zum Publikum, bestätigte der Liedermacher mal bei einer Gelegenheit. Und dies tat er bis zum Schluss. Als die Erkrankung seine Zunge nicht verschonte, wagte er sich trotzdem noch auf die Bretter, die für ihn die Welt bedeuteten und glänzte mit Galgenhumor. Weniger bekannt war, dass der Liedermacher ebenso Sketche fürs Fernsehen verfasste, so für Diether Krebs ("Voll daneben"). Wir wollen ihn in guter Erinnerung behalten und spielen Euch aus dem Album "Der Nächste bitte" den humoristischen Song "Man darf das alles nicht so verbissen seh'n" vor. Viel Vergnügen! Für unseren letzten Beitrag für heute legen wir noch eine Schippe Glam-Rock oben drauf. Als eine Vorzeige-Band diesen Musikstils gilt sicherlich Roxy Music des britischen Rock-Gentleman Bryan Ferry, wobei Fachleute diese progressive Gruppe bis heute eher dem "Artrock" zuordnen. Laut "Wikipedia" verstehen Musik-Fans darunter "den Ansatz hin zu anspruchsvollen Produktionsweisen, großen Formen und neuen visuellen Darstellungen". Wie auch immer, typische Elemente des Glam-Rock finden sich bei Roxy Music eindeutig wieder: Glitzernde Garderobe, Einbindung von Keyboards und die Erinnerung an den alten Rock'n'Roll. Mit Musik-Größen wie Brian Eno, Andy Mackay, Phil Manzanera und Paul Thompson sowie dem stakkato ähnlichen Gesang von Mr. Ferry gelang der Gruppe ehemaliger Solisten, die Rockmusik einflussreich zu verändern. Schon ihre erste Single "Virginia Plain" (1972) eroberte in den heimischen Charts immerhin Rang 4. Während "Do the Strand" nur in deutschen Landen zündete, setzten "Street Life" (1973) und das extrem rockige "All I want is you" (1974) den Erfolgstrend in England fort. Einen Wendepunkt markierte das stark auf den amerikanischen Markt zugeschnittene "Love is the Drug", welches es auf Platz 2 der britischen Charts schaffte und mit Rang 30 sogar in Amerika gehört wurde. Von Zeit zu Zeit löste Ferry die Band wegen musikalischer Probleme und mangelnder Resonanz in den USA auf. Ihr einziger Spitzenreiter in Großbritannien gelang ihnen übrigens mit dem Song "Jealous Guy", der von John Lennon stammt und sich auf dessen Album "Imagine" befindet. Auch in den Achtzigern blieb Roxy Music den internationalen Hitparaden erhalten, was die Kurzrillen "Oh Yeah (There's a Band playing on the Radio)" (1980), "More than this" und "Avalon" (beide 1982) belegen. Was für ihre Kurzrillen gilt, trifft ebenso auf die Longplayer zu: Diese belegten schon früh in der Karriere der Truppe auf der britischen Insel stets vordere Plätze. Allerdings verbannten die Behörden einiger Länder wie Irland, den USA und Spanien öfters das Original-Cover dieser Werke. Der Anlass: Statt Fotos der gesamten Band zierten meist leicht bekleidete Damen die Vorderseite ihrer Langspielplatten. Doch zurück zur Jukebox: Bei uns gibt es nun ihr Erstlingswerk auf 45'er: "Virginia Plain" mit seinem abruptem Ende. Bis bald!