how are you?
Was wisst Ihr denn so über Reggae - der Kult-Musik der fernen Karibik-Insel Jamaika? Wahrscheinlich fällt Euch zu allererst der Name Bob Marley ein, und das völlig zurecht. Denn der engagierte Jamaikaner gilt bis heute als die große Kraft dieser Musik. Und vielleicht auch als ein Prophet, der stets in die Geschicke seines Landes eingriff, wenn Gefahr im Verzug war. Aber Marley hatte Wegbereiter, Gefährten und musikalische Erben. Und genau darum geht es in unserem neuen Text der Rubrik "Anekdoten".
Der erste Song dieser Art, damals im Jahr 1964 noch im recht schnellen "Ska"-Rhythmus, hieß "My Boy Lollipop" von einer gewissen Millie Small. Jedoch erblickte "Israelites" - der erste Welthit des Reggae von Desmond Decker - erst im Jahr 1969 das Licht der Welt und sprengte so ziemlich alle Charts. Eine wichtige Rolle spielte ebenso der hierzulande nicht ganz so bekannte amerikanische Sänger und Schauspieler Johnny Nash, welcher sich anno 1968 mit dem Song "Hold me tight" im Reggae-Stil in seiner Heimat die Pole Position in den Billboard-Listen sicherte. Bei einem Besuch in Kingston traf Nash tatsächlich auf Bob Marley, welcher ihm sein Lied "Stir it up" überließ; Nash machte daraus einen Top-Erfolg. Von da an wurde die Musikwelt allmählich auf Marley aufmerksam. Sicherlich erkannte dieser, dass Johnny Nash von Haus aus eher dem Mainstream angehörte, setzte wohl aber auf dessen Bekanntheitsgrad und ausgezeichnete Stimme.
Ein weiterer Ruck ging durch die weltweite Rock-Szene, als auch weiße Musiker wie zum Beispiel Paul Simon, Eric Clapton, The Police, die deutsche Soul-Band Randy Pie und sogar die Jungens von Smokie sich für die jamaikanischen Klänge interessierten und eigene Songs in diesem Stil aufnahmen. Den recht mutigen Anfang machte das US-Multitalent Paul Simon, welcher bis heute zur Weltmusik neigt und stets fremde Stilrichtungen austestet, von Jazz bis Reggae. Als er anno 1971 Jamaika besuchte, traf er auf den damals schon regional bekannten Interpreten Jimmy Cliff und spielte mit dessen Begleitband den Song "Mother and Child Reunion" ein. Nicht wenige Zeitgenossen staunten nicht schlecht, als ein typischer Reggae-Song entstand, der jedoch von einem US-Amerikaner stammte. Als dann noch der Blues-Musiker Eric Clapton seine Version des Marley-Titels "I shot the Sheriff" vorlegte, gelangte der Reggae schließlich in die europäischen Wohnzimmer. Viel Spaß beim Lesen!
Euer Joachim