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John Kay

Preisfrage: Wer kennt Herrn Joachim Krauledat aus Ostpreußen? Was, so viele? Na, dann nochmal anders: Wie oft haben sich Rockfans den Streifen "Easy Rider" mit Peter Fonda und Dennis Hopper reingezogen? Also, geht doch! Denn als Rider-Hymne krönte "Born To Be Wilde" der amerikanischen Band "Steppenwolf" diesen Kultfilm. Und Chef und Gründer war ein gewisser John Kay, der am 12. April 1944 als eben dieser Joachim K. - wie eingangs erwähnt - in ostpreußischen Tilsit auf die Welt kam. Nach dem Zweiten Weltkrieg floh die Mutter samt Sohn aus der Sowjetzone ins westliche Hannover. Dort lauschte der kleine Joachim der Musik des britischen Radiosenders BFBS. Schließlich wanderte Familie Krauledat schon 1958 ins ferne Kanada aus, in die Metropole Toronto.

SteppenwolfSteppenwolf - Fotos: steppenwolf.com

Hesse und der Steppenwolf

Seit jenen deutschen Nachkriegstagen mit populärer Musik befreundet, gründete der junge Rebell im Jahr 1965 die Band "Sparrow". Zwei Jahre später hießen die vier Musiker dann "Steppenwolf". Als Namenspate diente ein gesellschaftskritischer Roman von Nobelpreisträger Hermann Hesse. Irgendwie schien ihnen dieser Name zu gefallen, gab es doch Gemeinsamkeiten zwischen dem Dichter und der Band. "Er (Hesse; Anm. der Redaktion) lehnt die Normen der Mittelklasse ab und dennoch versucht er, ihnen gemäß sein Glück zu finden - genau wie wir", erklärte der Gründer der Hardrock-Truppe, der sich mittlerweile "John Kay" nannte. Ein guter Griff, kam den Amis dieser kurze Name doch bedeutend schneller über die Lippen.

Anno 1968 erreichten Steppenwolf den Gipfel ihres Erfolges, galten mit ihrem "Born To Be Wilde" als die musikalische Speerspitze der Easy Rider-Bewegung und der Hippie-Generation. Damit nicht genug, für wenige Jahre kletterten ihre Hardcore-Songs wie "Magic Carpet Ride", "The Pusher" und "Hey Lawdy Mama" auf vordere Chart-Positionen. Die raue, oft krächzende Stimme von John Kay trug ihren Teil zum Erfolg bei. Obwohl sich die Truppe 1972 zum ersten Mal trennte, kam sie immer wieder für ein Comeback zusammen. 1975 brillierte sie mit einer Cover-Version des "Smokey Factory Blues" von Albert Hammond, den der britische Sänger und Komponist schon 1973 auf seinem zweiten Album präsentierte.

John Kay

Die Brücke nach Deutschland

1988 firmierte sich die Band, die bis heute weltweit über 20 Millionen Platten verkauft hat, nochmal unter dem Namen "John Kay & Steppenwolf" und der kanadische Wolf heulte wieder. Ein Jahr später zog er mit seiner deutschen Ehefrau Jutta Maue Kay dann ins südliche Tennessee. Wo sie heute noch leben. Lustig, wie er seine Jutta kennenlernte: Nicht ahnend, dass sie auch aus Deutschland stammt, sprach er sie einfach an. Das war 1965. Am selben Abend ist er, so John Kay, schon bei ihr eingezogen. Ungewöhnlich lange hält ihre Ehe schon, seit Ende der 60er Jahre. Überhaupt erscheint Kay heute nur nach außen hin noch als harter Kerl. Längst verschwand seine typische Sonnenbrille in der Versenkung, lebt Herr Krauledat doch eher als zurückgezogener US-Staatsbürger, der ab und zu noch Konzerte gibt.

Seiner einstigen Heimat blieb John stets verbunden. "Aufgeputscht durch die Nachrichten im November 1989, rannte etwas Nasses meine Wange hinunter", erinnerte sich der Rocksänger in einem Interview. Sein Deutsch erscheint in keiner Weise eingerostet, stattet er dem Wohnort seiner Mutter - Aachen - hin und wieder eine Stippvisite ab. Und im Jahr 2002 ehrte ihn Calw, die Geburtstadt von Hermann Hesse, und lud ihn zum Internationalen Hermann-Hesse-Festival ein. Mit den Jahren entwickelte sich John Kay zu einem sozial engagierten Menschen.

John Kay

Die Maue-Kay-Stiftung

Was nun sicher keiner vermutet hätte: Der Musiker gründete mit seiner Frau 2004 die "Maue-Kay-Stiftung". Dieses gemeinnützige Projekt fördert Einzelpersonen und Organisationen, welche sich für bedrohtes Leben und für die Menschenrechte einsetzen: In Kambodscha hilft die Stiftung, vor allem in der Provinz Takeo Schulen zu gründen und einzurichten. Hier spüren John Kay und seine Helfer noch die Folgen des Regimes der Roten Khmer. Ein ähnliches Vorhaben begleiten sie in Ostafrika, in Tansania. Auch hier wollen sie helfen, verwahrlosten Kindern eine gute Ausbildung zu sichern.

Im Nachbarland Kenia geht es dagegen um eine Station für Elefantenbabys, die schon früh ihre Familie verloren haben, teils dank Elfenbeinjägern. Und last, not least gibt es im Herzen der Vereinigten Staaten, in den Wäldern von Tennessee, ein Schutzgebiet für Elefanten, die gerade noch der Hölle von Zoo und Zirkus entronnen sind. Hier können sich die gequälten Tiere nach Herzenslust ausleben. Wer will, kann sich gern auf der Website der Stiftung (www.mauekay.org) Videos zu diesen engagierten Projekten ansehen. In der Tat, aus dem vermeintlichen Rebell John Kay wurde nun tatsächlich eine Art Sozialarbeiter.

Joachim Eiding

Quellen: folker.de - stern.de - steppenwolf.com - images.zeit.de - gaesteliste.de - crosscut.de - mauekay.org

 

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